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Samstag, 5. Juni 2010

schwalben.

Die rot-schwarz-grün-gelb-weiß gestreifte Hängematte hängt mitten im Garten zwischen dem Kirsch- und dem Apfelbaum. Eigentlich glaube ich, dass das Seil dem zierlichen Apfelbaum vielleicht ein bisschen weh tut, weil es sich so in seinen Ast schneidet. Trotzdem setze ich mich hinein, es ist zu verlockend. Da ist er, der Sommer. Und hat sein ganzes Grün und all seine Vögel und die Sonne mitgebracht. Wie ich sie hasse. Ich habe kaum gemerkt, dass er auf einmal da war. Ich registriere den Sommer immer erst dann, wenn er schon vorbei ist.
Ich liege also in dieser Hängematte und auf einmal ist es wieder da: Das Lochgefühl in meinem Bauch. Die Sonne ist schon dabei unterzugehen, die Vögel singen weiter kräftig ihre Lieder und die Baumkronen wackeln vom leichten Wind. Und ich sitze dazwischen und weiß nichts mit mir anzufangen. Wie so oft fühlt sich einfach alles leer an. Ich kann mich weder über die Sonne, noch über den Geruch von Grillgut aus dem Nachbargarten freuen. Da ist einfach nichts. Wenn ich am See liege, wenn ich mit dem Fahrrad durch die Felder fahre, wenn ich den Sonnenuntergang sehe, wenn ich morgens von den Vögeln geweckt werde, wenn es überall in der Nachbarschaft nach Gegrilltem riecht, dann freut man sich doch normalerweise. Ich nicht. Bei mir ist da einfach nur dieses Loch und das Gefühl völlig verloren zu sein. Ich kann das nicht erklären, aber das hatte ich schon immer. Ich konnte mich nie über den Sommer freuen, dabei will ich es doch so sehr. Aber er macht mich einfach schrecklich traurig. Das schlimmste kommt aber erst noch: Die großen Sommerferien. Sechs Wochen freie Zeit, sechs Wochen Sommer, sechs Wochen Sonnenunter- und Sonnenaufgänge, sechs Wochen Drosseln und Finken und Schwalben, sechs Wochen lang Kopfzerbrechen ohne jegliche Ablenkung.
In den Sommerferien verändert sich alles. Sie verändern Liebe und Freunschaft und wenn sie dann vorbei sind, hat man das Gefühl ein völlig neues Leben zu haben. Ich erinnere mich jeden Sommer daran wie der letzte war. Ich vermisse jedes Mal verlorene Freunde und verlorene Liebe.
Wie ich das alles hasse. Und es kommt jedes Jahr wieder. Dabei will ich das alles garnicht hassen. Ich will lernen es zu lieben, wie alle anderen.

2 Kommentare:

  1. Weißt du, alle die den Sommer lieben können und nicht hassen, die verlieren es einfach ohne es im ersten Moment ohne es zu merken, die Lieben und die Freundschaften. Aber diese Menschen leiden deswegen dann im Winter doppelt.

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